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Der Regen, der die Tränen weggespült hat – Izabela Zubko

 

Der Regen, der die Tränen weggespült hat

Es kommt immer eine Zeit

für das generelle Ausmisten. 

In meinem Leben

habe ich mit dem Aufräumen der Handtasche angefangen

H. Trzcionka-Kryściak

 

Lubię, kiedy pada / Ich mag es, wenn es regnet  ist eine zweisprachige Anthologie von Kurzgedichten aus der Feder von Helena Trzcionka-Kryściak, einer Dichterin, die mit nur wenigen Worten eine bestimmte Stimmung zu erzeugen vermag. Ihr Werk gibt Beobachtungen der Welt wieder und stellt geschickte Prioritätsbestimmung und Entdeckung der inneren Harmonie dar. Gleichzeitig beschreiben ihre Gedichte den Prozess der Wiedererlangung des inneren Friedens. In ihren Miniaturen spricht die Dichterin uns „zwischen den Zeilen“ an, was uns zum Nachdenken und zur Analyse des Lebens sowohl aus der Sicht des lyrischen Ichs als auch aus der eigenen Perspektive heraus anregt.

Inspiriert sind die Gedichte vor allem durch die Vergangenheit, das heißt durch das, was die Autorin im Gedächtnis behalten hat und mit dem sie sich auseinander setzen muss. Darüber hinaus schafft der neutrale Inhalt der gesamten Anthologie auch ein einzigartiges Abbild unserer eigenen Erinnerungen. Warum? Weil sich dieses Werk durch einen ausgeprägten Beobachtungssinn auszeichnet und die mit den beschriebenen Erlebnissen verbundenen Assoziationen präzise und suggestiv dargestellt werden. Die Nicht-Trivialität von Assoziationen und Bewertung der Realität werden durch einfache Bilder veranschaulicht, die wir in der Welt um uns herum leicht wiederfinden.

In den Werken von Helena Trzcionka-Kryściak kommen Beziehungen, Humor und eine gehörige Dosis Ironie zur Sprache. Für Verunglimpfungen, Vorhalten von Fehlern oder Moralisieren ist hier kein Platz. Die Gedichte sind voller Nostalgie und Wärme, und das Motiv der vergehenden Zeit wurde mit einer gewissen Distanz geschildert. Die Dichterin konzentriert sich auf die Vergangenheit und kostet diese aus. Diese Fähigkeit ist hilfreich im Umgang mit Dingen, die waren, aber immer noch präsent sind, da sie in der Erinnerung weiterleben und sich nicht vergessen lassen. 

Die Autorin provoziert und verführt den Leser, baut die Stimmung mit Emotionen auf. Sie versetzt den Leser in einen hypnotischen Zustand. Ihre Reflexionen werden zu einem Weg der inneren Verwandlung: Man wird offener für neue Erfahrungen, man fühlt sich in die Geschichten ein, man stellt die Erfahrungen auf den Prüfstand der Zeit. Die Autorin ist sich bewusst, dass dies eine Reise ist, um sich selbst neu zu entdecken, um ein neues Leben zu finden. Dieser Weg muss gar nicht „regennass“ sein, wie der Titel suggeriert, sondern kann auch reich an von der Sonne erwärmten Requisiten sein.

Der Hintergrund für die selbstreflexiven und zugleich therapeutischen Überlegungen sind jedoch Gefühle, nicht die Tages- oder Jahreszeiten. In den Gedichten ist von Liebe oder von ihrem Fehlen die Rede, von bereits erfüllten oder auf Erfüllung wartenden Träumen, von einem Leben, das „zu wenig Leben“ in sich birgt. Es gibt hier viele Bilder, die nur scheinbar in einer fragilen poetischen Form eingeschlossen sind. Sie sind mit nicht zufälligen Worten konstruiert, sondern stellen eine  ästhetisch homogene Poetik dar und laden die Leserinnen und Leser zu mutigen Diskussionen ein.

Ich lade auch Sie ein, über die Vergangenheit zu sprechen, die die Gegenwart beeinflusst und unsere Zukunft gestaltet.

Izabela Zubko

 

Helena Trzcionka-Kryściak, Lubię, kiedy pada / Ich mag es wenn, es regnet, ins Deutsche übertragen von Adam Conte, KryWaj Verlag, Koszalin 2020, 215 Seiten.

 


Tłumaczenie – Adam Conte

1 Komentarze

  1. To tłumaczenie edytowałam dla moich czytelników odwiedzających porcelanki
    władających niemieckim, a nieznającym języka polskiego, bo wiem, że tacy odwiedzają tę stronę. Dziękuję Panie Adamie za tłumaczenie.

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